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Frankreich | Tag 21 | Strand Cap Ferret

Das Wichtigste ist, einfach mal nichts zu tun. Über Märkte spazieren, den Austernzüchtern bei der Arbeit zusehen, am Strand dösen oder die Stimmung einer Partie Pétanque einfangen. Der Tag klingt angenehm bei einem Abendessen im Restaurant oder einem einfachen Essen zuhause aus. Kurz: Die Freiheit in vollen Zügen geniessen. Schliesslich kommt der französische Begriff «vacances» (dt.: Urlaub) von dem lateinischen Wort «vacare», was soviel heisst wie; frei und nicht beschäftigt sein.  

 

Ich habe das sehr gebraucht, war vor den Ferien von der vielen Arbeit vereinnahmt. So haben wir einen Tag nach dem anderen genommen, schöne Sachen erlebt und gesehen. Ich habe gute Bücher dabei gehabt – danke Sabine für die Thrillertipps 😉 Apropos Bücher: Stefan Hertmanns «Der Aufgang» kann ich euch wärmstens empfehlen. Das Buch und die Geschichte dahinter, mehr ein Tatsachenbericht, haben mich sehr berührt. Bin gerade mit Lesen fertig geworden. 

 

In diesen Ferien gab es genau drei Dinge, die mich etwas aus dem Konzept brachten. Einen arroganten Porsche-Cabriofahrer, der sich den Vortritt erzwang und dabei auch noch frech grinste – was für ein Idiot und voll das Klischee. Eine Frau, die ihren Hund, obwohl er alle ihre Befehle 1a befolgte, schlug. Er machte «Sitz», «Platz» und dann zog sie ihre Schuhe aus und dreschte mitten auf der Promenade in Bordeaux auf ihn ein. Ich schrie und zetterte, hätte mich Christian nicht zurück gehalten… Und, ein Dessert, das nicht so war, wie ich dachte, dabei hatte ich mich riesig darauf gefreut. Bei allen Situationen habe ich wie ein Rohrspatz vor mich hin geschimpft, zwei Mal lauter, das andere Mal leiser. Hier würde mein Papa sagen: «Ich weiss gar nöd, vo wämm sie das het». Und weisst du was Papi, ich kann sogar auf französisch schimpfen 😉 

 

Der Morgen beginnt mit kühlen 23 Grad und Wolken. Lange lesen. Gemütlich frühstücken.  

Dann fahren wir nochmals an die Capspitze. Wir sind durch das Dorf und durch die Austernbänke geschlendert – mit direktem Blick auf die Düne du Pilat. Hach, wäre schon schön gewesen da runter springen!  

 

Ausserdem besuchen wir die maurische Kapelle, welche wir bereits vom Boot aus sahen. Im Innern der Kapelle sind alles Fischernetze aufgehängt. Speziell. Mir hat der ruhige Vormittag gefallen.  

Bevor wir über die Düne zum Strand spazieren, muss ich ganz dringend für kleine Mädchen. Heftig stapfend marschiere ich mutig durch das Pinienunterholz. Heija, meine Jungs sagen, Schlangen spüren die Erschütterungen und machen sich davon. Mache mir also aus zwei Gründen fast in die Hose. Gibts hier überhaupt Schlangen…? Oder veräppeln die mich? Mol sicher, die gibts doch überall… Oder? Wir kreuzen auf der Düne den Surflehrer – er strahlt und erzählt, dass die Schulter wieder am richtigen Ort sitzt. Schön, freut uns 🤙🏻 

 

Wir geniessen den leeren Strand. Mhhh etwas frisch der Wind und gross die Wellen. Also lesen. Lesen. Lesen. Muscheln suchen.  

 

Nachtessen in einem feinem Restaurant mit hübschem Garten – im Pullover. Super sympathische Bedienung und das Essen einfach mega! Ein toller Abschluss der Küste. 

 

Ein letzter Blick zurück 💛 Morgen packen wir zusammen, fahren die Hälfte der Strecke und übernachten in einem kleinen Schloss. Und die Gemächer beziehen tut, ha, eine rothaarige Prinzessin mit Rapunzelzöpfen – mitnichten ein (Alteisen)-Rosthaufen 👸😉 

 

Meine Mama schreibt zu meiner gestrigen Haarfarbfrage: «In deinen „Zwanzigern“ wurdest du langsam so rötlich wie deine Cousine. Der Rotstich von Grossvater Walter machte sich breit. Vorher warst du aber wirklich eine Blondine. Am Meer wurdest du, Stöff (Anmerk. von mir: mein Bruder) und Papa fast Strohblond.  

 

Ich möchte mich für deine Dokumentation herzlich bedanken. Sie haben unsere ersten gemeinsamen Ferien 1973 im Ausland wieder hervorgeholt. Vergessen haben wir sie nie*. Die Gegend, die extremen Gezeiten, den Wind, die Wellen und die Kälte des Wassers.» 

 

Danke Mami, schön konnte ich euch diese Erinnerungen schenken! 

 

* jep, denn da war ja dann ich 😘

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