Wir stehen noch unter den Eindrücken des gestrigen Tages. Was für eine Reise! Komischerweise haben sich
die knapp sieben Stunden eher wie drei angefühlt, das ist wohl der immensen landschaftlichen Vielfalt und dem bunten Treiben auf und neben den Strassen geschuldet.
Die «Papaya Lodge» umfasst neun geräumige Cottages. Sie liegen alle im Hang des erloschenen
Vulkankraters und bieten durch die Bäume knapp Blick auf den See Lyantonde. Ich denke, vor ein paar Jahren war der
Blick noch offener. Im Hintergrund zeigt sich die majestätische Ruwenzori Bergkette. Die Lage ist einzigartig.
Die Häuschen stehen versteckt und werden durch einen Waldpfad erreicht. Die Affen turnen in den
Baumwipfeln 🙃 Das warme Wasser bekommt jedes Häuschen von einem eigenen Ofen der mit Holz eingefeuert wird. Die letzten
Tage hatten wir das warme Wasser über Kollektoren, nun wird also für uns eingeheizt. Hier ist es morgens und abends
merklich kühler, so bin ich froh, habe ich den warmen Pullover im Gepäck belassen. Dankend wird er angezogen.
Nochmals zu den Kindern; auch wenn für Kinder unter 15 Jahren eine Schulpflicht
besteht und jedes Kind Anrecht auf sieben Jahre Unterricht hat, wird den Kindern dies häufig verwehrt. Sie müssen auf
den Feldern der Eltern mithelfen. Diejenigen Kinder die zur Schule gehen haben häufig einen Weg von mehr als einer
Stunde zu bewältigen. Der Unterricht beginnt spätestens um 8 Uhr, so fängt der Tag bei den Schülern sehr früh an und
endet dementsprechend spät. In Uganda übrigens, ist die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt.
Morgens, beim Öffnen des Fensters weht der
Duft von Blüten und warmer Erde ins Häuschen. Wir
Frühstücken. Ich esse den besten Porridge EVER. Megafein. Doch ich mag eben auch Milchreis und da der Porridge
komplett in Milch gekocht war… Es gab auch selbstgemachte Erdnussbutter. Yammie – klebt dir das ganze Maul
zusammen 😂🤣 Es ist sogar Zeit für einen gemütlichen Tee. Ich nehme in einer Ruhe den Teebeutel aus der Kanne,
wickele den Faden um den Löffel und presse ihn aus. Hach, der Tag kann beginnen.
Heute erwartet uns eine Wanderung mitten durch ein Sumpfgebiet, es gibt
da zahlreiche Affen- und Vogelarten. Das Bigodi Wetland Sanctuary wurde 1992 zum
Naturschutzgebiet. Um 10 Uhr geht es los mit einer
halbstündigen Fahrt ins Gebiet. Die Strassen sind abenteuerlich und ich möchte mir nicht ausmalen wie es bei
Regen ist. Tyson grinst ob unserer Bedenken, nickt und meint, er kenne in solchen Situationen noch zwei andere
Schleichwege. Mhhh, wenden auf dieser Strasse scheint mir unmöglich. Zum Glück regnet es nicht… Angekommen am
Ausgangspunkt der Wanderung ziehen wir, bevor wir starten, unsere Socken über die Hosenbeine, dies zum Schutz
vor den Feuerameisen.
Unsere zweistündige Wanderung führt uns überwiegend über marode
Holzstege. Ein bisschen Tritt-Achtsamkeit ist gefragt. Links und rechts ist Sumpf. Das Gebiet macht dem Namen
also wirklich alle Ehre. Es gibt auch dichtes Pflanzengestrüpp und riesige Bäume. Eucalyptus. Papyrus. Wir
sehen Vögel, Affen, Libellen und wunderschöne Schmetterlinge. Leider auch einen Jungvogel der aus dem Nest fiel
und herzerweichend nach der Mutter zwitschert…
Und dann haben wir alle einen Schreckensmoment, vor uns verdünnisiert
sich eine riesige Schlange in den Sumpf. Unser Führer, Messie, erschrickt sich. Noch nie hätte er so eine
grosse Schlange gesehen. Man spürt er hat richtig Angst. Fortwährend wirft er Holz in die Richtung wo die
Schlange verschwand und wiederholt immer wieder «a big snake, it was really a big snake». Uns ist auch grad
etwas mulmig, sind die Schlangen in Afrika doch giftig.
Wir passieren Reis-, Tabak-, Kaffee- und Erdnussfelder. Die Felder werden
von den Bauern bewacht, weil die Affen sonst alles Plündern würden. Falls das dennoch geschieht, werden die
Bauern vom Naturschutzgebiet entschädigt, da die Bauern sonst die Affen vergiften würden.
Nachmittags geniessen wir den Pool. Das Wetter stimmt, die afrikanische
Sonne brennt und meine Lektüre über Identität, Veränderung, Geheimnisse, Scham und einen Neuanfang fesselt
mich. Doch ich mag die Bücher von Piccoult sowieso, da sie immer sehr spannende und wichtige Themen aufgreift
☀️ Als wir unsere Liegestühle verlassen, sehen wir, heute zum zweiten Mal, eine Schlange – diesmal im Pool.
Mich schaudert, ich war da drin. Unsere Meldung beim Lodge-Personal löst erneut verängstigte Augen
aus.
Die Stimmung abends in der Lodge ist ganz
wunderbar. Überall brennen Laternen. Das Essen ist liebevoll angerichtet und schmeckt einmal mehr vorzüglich.
Zurück im Häuschen erwartet uns ein vorbereitetes Bett und schön gemütliches Licht.
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