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Uganda/Ruanda | Tag 10 | QENP | Ishasha


Baumkletternde Löwen und vieles mehr, das gibt es im südlichen Teil des Queen Elisabeth National Parks, dem Ishasha-Sektor. Darauf freuen wir uns! 


Ich habe geschlafen wie ein Stein. Der Tag beginnt sehr sonnig und die Stimmung ist einnehmend mit dem Dunst über der Weite der Savanne. Und ha! Wie habe ich auf diesen Satz von Christian gewartet: «Weisch du wo ich üserne Essbütel he tue han?» Es ist manchmal wirklich eine Herausforderung nachzuvollziehen wo alles verstaut ist… Zu hören, dass es auch euch jeweils mit den Taschen so geht, ist beruhigend zu wissen. Danke Heidi für deine Nachricht. Hehe, vielleicht liegt es auch in der Familie 😉

Unterwegs sprechen wir mit Tyson immer gerne über das Land. Auch über die Situation zur Demokratischen Republik Kongo führen wir Gespräche. Wir befinden uns ja seit zwei Tagen in der Grenzregion zum Kongo. Das EDA hat etwa zwei Monate vor unserer Abreise die Reisehinweise verschärft, da es in der Grenzregion zu Unruhen gekommen sein soll. Das hat bei uns zu grossen Diskussionen geführt, ob wir diese Reise antreten können und wollen.

Tyson taxiert das Geschehen als Drohgebärden «It’s only politics», es gäbe viele Grenzregionen in vielen Ländern der Welt, wo man sich nicht gleicher Meinung sei. Zudem es leider oft vorkomme, dass die Friedensstifter einseitig Frieden kommunizieren, auf der anderen Seite aber auch indirekt dafür sorgen, dass Unruhen entstehen. Tyson findet es bedenklich, dass wir in der restlichen Welt nur das negative Geschehen von Afrika hören. Das stimmt, das ist sehr ungerecht. Egal wo wir nämlich in Afrika unterwegs waren – Marokko, Kapverden oder jetzt Uganda – überall wurden wir unglaublich herzlich empfangen. Haben uns sicher (sicherer als in Italien oder Frankreich) und vorallem willkommen gefühlt. Wir haben immer gut gegessen und sehr bereichernde Begegnungen gehabt. Ach, es geistern viele Vorurteile über diesen Kontinent herum, es würde den Ländern besser tun, «man würde davon hören wie schön und wie herzlich die Menschen sind» (Tyson). 

Es ist spannend Tyson zuzuhören und mehr über das Land zu erfahren. Zum Beispiel hat er uns erklärt, dass die Bauern Mischkultur betreiben. Das stimmt, überall sieht man Bananenbäume unterpflanzt mit Erdnüssen, Auberginen, Bohnen, Kürbissen. So, wie auch ich das im Garten mache, natürlich mit anderem Gemüse. Das meiste Geerntete wird für den Eigengebrauch angepflanzt, wenn man sich vorstellt, dass hier alles von Hand, nur mit Harke beackert wird, ist das absolut nachvollziehbar! Was für ein Kraftakt!

Unsere Unterkunft liegt erneut mitten in der Wildnis. Die Fahrt dahin führt über eine unbefestigte 68km lange Schotterstrasse. Iiiiiii, wenn nur die Blase nicht so voll wäre! Doch im Löwenland aussteigen ist eine denkbar schlechte Alternative 😬 Wir passieren innerhalb dieser 68km vier unterschiedliche Vegetationen; savannah (mit Büschen und Bäumen), plain savannah (nur Gras), forest (Wald) und woodland (totes Gehölz im Sumpf). Bald schon sehen wir Elefanten, Affen und Echsen. Ich muss sagen, Reptilien sind einfach nicht meins…. 

Wir sind auf der Strasse immer eingehüllt von einer Staubwolke. Die Luft riecht nach Erde und Hitze, das Atmen fällt etwas schwerer. Es gibt hier auf der Route zwar keine Speedbumbs, dafür mehr als genügend Schlaglöcher welche die Geschwindigkeit automatisch regulieren. «African massage» nennt Tyson das. Ich nenne es Blase (über)strapazieren. Bei der Einfahrt in den Park (rund zwei Stunden später) kann ich dann endlich auf die Toilette. 

Kaum im Park, halten wir erneut. Unter den Bäumen soll eine Löwenmama mit zwei Kleinen sein. Wenn wir genug geduldig sind, dann klettern sie wegen der Hitze auf den Baum, auch wegen der guten Sicht und um sich vor der Tsetse-Fliege in Sicherheit zu bringen. Wir haben Proviant dabei, wir können also gut warten. Warten. Warten. W - A - R - T - E - N. Wir essen unseren Lunch auf unserem Beobachtungsposten mitten auf der Strasse im Auto. Kaum haben wir den ersten Bissen im Mund, klettert die Löwin hoch und legt sich zwischen die Astgabel, wir beobachten sie durch den Feldstecher, versuchen Fotos zu machen, doch das begehrte Sujet ist weit entfernt, liegt im Schatten, der Dunst und das Hitzegeflimmer um die Mittagszeit kommt erschwerend dazu. Vielleicht gelingt es uns. Es muss sogar eine Vierergruppe, nicht Dreiergruppe sein, denn es sind mittlerweile zwei ausgewachsene Löwinnen auf dem Baum. Eine hängt ähnlich wie gestern die Leopardin über dem Ast und die andere hängt in der Astgabel. Das ist also unser neunter Löwe den wir sehen dürfen 🥰

Die direkte Zufahrt zum Camp dann ist wunder-wunderschön! Die Landschaft ist ein Traum! Wir sehen Büffel im Schlamm, Geier und Topi’s. Im «Ishasha Wilderness Camp» angekommen freuen wir uns, hier, die nächsten zwei Tage zu verbringen. Es ist Idylle pur. Es gibt sehr viele Affen und ein einsames Hippo – Henry – das faul unter der Aussichtsplattform schwelgt, prustet und taucht. Wiederum eine unfassbar tolle Aussicht haben wir! Es macht fast den Anschein als würden wir direkt an der Aare zelten. Ja, wir schlafen im Zelt, Internet gibt es nur im Haupthaus. Wir werden vor den Moskitos gewarnt und dazu angehalten lange Kleidung zu tragen und uns gut einzusprayen. Ich bin ja gespannt, bisher sind wir noch keinem einzigen Surrrrrrr-Viech begegnet. Nun haben wir also Gelegenheit unsere neu erstandene Mückenschutzkleidung zu tragen. Wir verlassen unser Zelt gemeint gut gewappnet und stehen quasi einem Elefanten gegenüber! Der gehöre auch zum Camp, hätte jedoch keinen Namen wie Henry das Hippo. Achso, dann sind wir ja sowas von beruhigt. Ich sehe auch meinen ersten schwimmenden Affen. 

Nach einer Woche spricht Tyson übrigens im astreinem Schwiitzerdüütsch: «Isch guet?». «Yes it is!». Und ab gehts zum Mittagsschlaf, später geniessen wir ugandische dunkle Schokolade – sie ist sehr fein und ich finde beim Wühlen nach der Süssigkeit unverhofft meinen iPhone Stecker mit Kabel wieder 😊

Das Nachtessen wird auf der Wiese beim Fluss serviert. Im Hintergrund knistert das Feuer. Das Wasser rauscht. Die Grillen zirpen. Die Fledermäuse fiepen. Es ist unglaublich friedlich. Der Sternenhimmel ist ABSOLUT BEZAUBERND. Wir sehen die Jungfrau und Waage. Ich bin verliebt in den afrikanischen Sternenhimmel und denke in dem Moment an die lieben Menschen die ich vermisse. Hab euch lieb ✨✨

Es scheinen nur drei Zelte besetzt, jedenfalls sind nur drei Tische gedeckt. Nach dem Essen werden wir wiederum zum Zelt geführt. Begleitet von Schein der Petrolium-Laternen und der starken Taschenlampe. Guet Nacht.

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Kommentare: 2
  • #1

    Eva (Montag, 24 Juni 2024 21:59)

    Liebe Sarah!
    Ich freue mich jedes Mal, auf die neuen Eindrücke und Bildern von euch!
    Wie eine Naturserie im Fernseher.. noch schöner!
    Hier in den kleinen Heimätli sind auch Einiges passiert, aber alles wieder i.O... ich war heute bei euch, auf einem Mammuteinsatz, habe auch Vreni getroffen.
    Langsam wird auch wettermässig besser, nach dem Unwetter der letzten Tagen... in Wallis und Tessin haben grosse Überschwemmungen riesigen Schaden verursacht..
    Wir sind mit schlechtwetterlaune davongekommen.. auch der UEFA Match gestern, war kein echter Trost! ..
    Ja, geniesst doch eure Reise weiterhin! Hier habt ihr nix verpasst!
    LG. Éva�

  • #2

    Emmanuel (Donnerstag, 04 Juli 2024 12:11)

    This is really good , keep up your research because it teaches some of us on how our nature a specially animal how to protect them and preventing them from poachers,I really like this research thank you very much,