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Uganda/Ruanda | Tag 13 | Bwindi | Gorillatrekking


Überwältigend. 

Friedvoll. 
Atemberaubend.
Berührend. 
Wunderschön. 
Unvergesslich.

Die seltenen Berggorillas aufzuspüren, ist vielleicht eines der aufregendsten Erlebnisse in der Tierwelt auf diesem Planeten. Es gibt nur noch 1063 Gorillas weltweit und in Bwindi sind es deren 459.

Der Morgen ist noch jung. Geschlafen habe ich wie eine Königin inmitten all der Bettflaschen! Wir rappeln uns auf, packen unsere Sachen und stolpern in der Dämmerung Richtung Frühstück. Und was für ein Frühstück! Gemeinsam mit Tyson geniessen wir es. Er sagt zu uns, er hätte uns vermisst, da wir gestern nur fünf Stunden miteinander verbracht hätten... Ach, ist das herzig! Ja, wir haben es gut zusammen.

Wir dürfen unsere Sigg-Flaschen mit Wasser füllen und bekommen Lunch in den Rucksack gepackt. Tyson fährt uns zum nahen Hauptquartier, je näher wir kommen, umso mehr steigt die Spannung. Ich fasse es noch nicht, dass es nun soweit ist! Unser Gorilla-Permit mussten wir übrigens schon ein Jahr im Voraus buchen, denn jeden Tag dürfen nur acht Personen für eine Stunde eine Gorilla-Gruppe besuchen. 

Es gibt allgemeingültige Regeln. 1) Immer mindestens sieben Meter Abstand zu den Gorillas halten; 2) Den Gorillas nicht direkt in die Augen schauen; 3) Die Gorillas nicht berühren, falls diese zu einem herankommen; 4) In Stressmomenten die Gorillas mit tiefen Grunzlauten beruhigen; 5) niemals wegrennen. Ha easy. Tönt alles super, jedenfalls in der Theorie… 😖 

Nach dem Briefing besteht die Möglichkeit einen Träger zu engagieren, der nicht nur den Rucksack trägt, sondern, was noch viel wichtiger ist, uns in schwierigen Wegpassagen Hand bietet. Für mich lohnt die Investition alleweil, so kann ich meine Kräfte schonen. Doch auch sonst hätte ich diesen Dienst in Anspruch genommen, da dies eine wichtige Einnahmequelle für die hiesige Bevölkerung ist. Wir bekommen Kevin und Sam zugeteilt. Beide gehen noch zur Schule, ich schätze sie im Alter von Lias ein. 

Wir starten direkt beim Hauptquartier, andere Gruppen müssen zuerst mit dem Auto fahren. Den Einstieg macht ein anspruchsvoller Wanderweg. Es geht steil bergauf über Wurzelwerk und Steine. Bald schon bekomme ich Sams warme, rauhe und helfende Hand zu spüren und, bin froh drum. So geht es rund zwei Stunden bergauf. Die Familie aus North Carolina ist sich sowas wohl nicht gewohnt, die sind klitschnass und fürchterlich rot im Gesicht. Dann haben wir noch zwei asiatische Damen dabei – es sind diejenigen welche wir schon nach den ersten Minuten abgehängt haben. So wurden sie an die Spitze gesetzt. Mir hat das gepasst, es ging nun in einem gemächlicheren Tempo vorwärts. 

Irgendwann wird der Pfad enger. Bekleidet mit Gartenhandschuhen zum Schutz gegen Nessel- oder Dornenpflanzen kämpfen wir uns durch undurchdringliche Lianen-Gewächse, die sich am Boden ständig mit den Schuhen verhaken und mich regelmässig zum Stolpern bringen. Es braucht Konzentration. Wir haben auch Stulpen über die Hosenbeine gezogen zum Schutz gegen die Feuerameisen. Mit im Gepäck haben wir auch einen Mundschutz – nicht zu unserem, sondern zum Schutz der Gorillas. Wir werden von wunderschönen grossen Schmetterlingen umflattert. Kobaltblau, orange, gelb, gemustert, weiss – alles ist dabei. Die Sonne glitzert durch das dichte Blätterwerk.

Den Pfad den wir gehen, benützen auch Elefanten – mich überrascht das nicht mehr, nachdem wir die Elefanteninvasion in Ishasha vorgestern erlebt haben, pflügen die sich wirklich durch alles durch. 

Wir werden immer von bewaffneten Parkführern begleitet, die uns auch die Flora und Fauna
sowie die Lebensweise der Gorillas erklären. Der Regenwald ist spektakulär, denn er bietet eine dramatische, stark bewaldete und dichte Landschaft, die von zahlreichen Tierpfaden durchzogen ist. Das Wort «impenetrable», zu deutsch «undurchdringlich» beschreibt den Bwindi Forest wirklich sehr treffend. Genau diese dichte und undurchdringliche Vegetation macht den Bwindi Forest zu einem besonders artenreichen Gebiet. Zu den hier nachgewiesenen Säugetieren gehören die vom Aussterben bedrohten Berggorillas, dann der seltene Goldaffe und Elefanten.

Wir besuchen eine Gruppe mit sieben Gorillas. Gorillas verbringen ihre Tage mit 40 Prozent Essen, 30 Prozent mit der Essenssuche, 30 Prozent mit Schlafen. Wir kommen gerade zur Schlafenszeit. Den ersten Gorilla den wir aus der Ferne auf einem Hochplateau zu sehen bekommen, ist der Silverback, doch der verzieht sich ins Gestrüpp. Dann treffen wir auf eine Gorilladame mit einem Jungen, dass sie adoptiert hat, weil die eigene Mutter gestorben ist.

Wir sind etwa 1,5 Meter entfernt. Sind alle völlig überwältigt von diesem Augenblick. Plötzlich steht die Gorilla-Dame auf, schreit und kommt mit offenen Mund (was für Zähne!) auf uns zu gerannt. Wir alle sind wie versteinert. Ich bin ganz vorne und höre immer nur «bleib ruhig». Es braucht Nerven. Richtig Nerven. Rund 30cm vor mir stoppt sie und schaut mich einfach an. Sie ist wunderschön! Dann dreht sie sich um und geht zurück. 

Nach diesem Moment gehen wir weiter und suchen den Silverback, den wir schon trommeln hörten. Er liegt im Dickicht, gemeinsam mit einer Mutter und ihrem Jungen. Es ist eine total friedliche Stimmung und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schnell eine Stunde mit dem Beobachten dieser Tiere vorbei geht! 

Wir ziehen uns langsam zurück und an einem ruhigen Ort machen wir Mittagsrast. Wir sind alle tief bewegt.

Wir haben vollgepackte Lunchpakete bei uns, die wir gerne mit den Parkrangern und unseren Packträgern teilen. Es bleibt auch Zeit für Gruppenfotos. Zurück im Quartier bekommen wir unser Zertifikat. 

334 Fotos später kann ich noch gar nicht beschreiben wie es mir geht. Im Moment bin ich glücklich und müde. Ich versuche zu schlafen. Es gelingt mir nicht, zu viele Eindrücke und Bilder fluten meine Gedanken. Ich bin erschöpft, doch so dankbar für dieses Erlebnis. Ich werde das mein Leben lang nicht vergessen. Ich habe stark das Bedürfnis mich mit den Kindern und meinen engsten Freunden, die immer für mich da sind, die ich furchtbar lieb habe, auszutauschen. Doch einmal mehr haben wir hier keinen Strom und somit kein Netz.

Morgen verlassen wir Uganda und reisen über die Grenze nach Ruanda. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Eva (Freitag, 28 Juni 2024 17:59)

    Wowwww...! Ich denke, ihr habt doch grossen Glück gehabt mit der Gorilladame... pooohh! Sarah! Hast du keine weichen Knie gehabt..?�

    Uhuu schöni Bilder..� Danke!