Heute war unser Grenzübergang nach Ruanda. Davon erzähle ich morgen.
Heute möchte ich euch von den Batwas berichten. Unsere Begegnung mit den Batwa war eine kaum fassbare Zeitreise.
Nach einem kurzen Spaziergang auf staubigen Strassen (wir werden von zwei bewaffneten Rangern begleitet, da die Gorillas manchmal auch ins Tal kommen), einem Fluss entlang
und durch ein kurzes Waldstück, werden wir vom König und drei männlichen Angehörigen der Batwas empfangen. Sie führen uns in die Lebensweise der Batwas ein. Zeigen uns,
wie sie mit einem Holzstück Feuer machen, wie sie in der Erde kochen, wie und wo sie schlafen, wie sie früher jagten. Ja, es ist ein Einblick in die Jagdtechnik
vergangener Zeiten, als die Batwa noch in den Wäldern lebten und jagen durften.
Das Feuer machen ist wirklich sehr eindrücklich. Mit zwei Stöcken, die der junge Mann aneinander reibt (sie wechseln sich ab, es scheint anstrengend zu sein), wird Hitze
erzeugt und nach kurzer Zeit steigen die ersten Rauchwölkchen nach oben und es zeigt sich bald ein kleines Flämmchen. Es werden trockene Blätter hinzugefügt, alles in den
Händen gehalten und fleissig gepustet. Ich sorge mich um Verbrennungen der Hände, denn bald lodert das ganze Bündel!
Wir werden von Claire und James (James ist der Cousin von Tyson) begleitet, James übersetzt uns die Sprache der Batwas. Die Batwas sprechen Bantu und nur die wenigsten
Englisch.
Dieses Volk zählt zu den ältesten indigenen Völkern, zu den ältesten Jäger- und Sammlerstämmen Afrikas. Sie kamen vom Kongo nach Uganda. Man nennt sie in Uganda «Batwa»,
was in ihrer Sprache «Waldmenschen» heisst. Die Batwas sind sehr klein, etwa 1.25 Meter gross. Jahrelang lebten die Batwas unbeschwert in den Bwindi- und
Mughahinga-Wäldern. Sie ernährten sich von dem, was der Wald hergab. Sie jagten Tiere und sammelten Früchte, Kräuter oder Beeren, assen Wurzeln. Bis die Regierung 1992
einen Teil der Wälder zum Nationalpark erklärte. Die Nationalparks sollten in erster Linie die Berggorillas schützen, führte jedoch dazu, dass die Batwas aus ihren Wäldern
vertrieben wurden und ihre Lebensgrundlage verloren. Entsetzlich. Man kennt das von anderen Völkern in den USA oder in Australien und die schlimmen Auswirkungen dieser
Vertreibungen leider auch.
Den Batwas wurden Distrikte zugeteilt. Ihnen fehlten jedoch die Kenntnisse und Mittel sich ausserhalb des Waldes selbst zu versorgen. So wurde der humanitäre Einsatz von
Hilfsorganisationen nötig. Rund die Hälfte der Batwas konnten eigenes Land erwerben und sich so ihre Existenz sichern. Die restlichen Batwas leben in Armut, mit
Arbeitslosigkeit, fehlender Bildung und wenig Gesundheitsvorsorge. Aufgrund ihrer verzweifelten Situation ist der Konsum von Alkohol und auch gewissen Drogen sehr
hoch.
Nach den ersten Vorführungen/Erklärungen werden wir vom König ins Dorf begleitet. Wir werden klatschend von den Frauen und Kindern empfangen. Ich sehe sofort die Kinder;
wie sie nackt oder in Lumpen gekleidet mit grossen Bäuchen da stehen. Doch auch die Erwachsenen sind in zerrissene, löchrige und schmutzige Kleidung gehüllt. Die meisten
sind barfuss.
Wir werden zu einem Platz begleitet und mit Musik und Tanz überrascht. Wir müssen mittanzen, doch das fällt leicht; der Rhythmus der Trommeln, der Gesang und die lachenden
Gesichter sind ansteckend. Wir stampfen auf dem Boden, klatschen, schwingen die Arme. Zwischendurch springe neue Tänzer in die Mitte. Christian scheint es einer alten
Batwa-Frau angetan zu haben. Sie fasst ihn an den Händen und tanzt mit ihm. Sie reicht ihm gerade Mal in die Höhe zwischen Bauchnabel und Brust. Es ist ein schönes
Erlebnis inmitten dieser Gemeinschaft. Das letzte Mal als ich mit Pfeil und Bogen geschossen habe, war ich ein Kind. Dieser Pfeil war aber definitiv nicht mit einer so
scharfen Pfeilspitze ausgerüstet… Und, ich hätte im Fall getroffen 😳
Der König begleitet uns durchs Dorf und James, auch Claire, erklären uns weiter die Schwierigkeiten und Lebensweise der Batwa. Die Lehmhütten sind sehr einfach gehalten.
Es ist nur eine einfache Holzkonstruktion als Bett auszumachen. In der Ecke gibt es eine Feuerstelle am Boden.
Wir entscheiden uns nach diesem Besuch, die Hilfsorganisation zu unterstützen. Wir spenden Schulgeld für ein Jahr, das sind 450 Dollar. Ein Tropfen auf den heissen Stein.
Immerhin ein Anfang.
Kommentar schreiben