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Uganda/Ruanda | Tag 19 | Kibuye


Geweckt werden wir durch afrikanische Musik, welche durch die Scheiben dringt. Beide haben wir mässig gut geschlafen. Mhhh, noch immer die Höhe? Wir schlafen auf 2400 Metern Höhe und meine Uhr sagt mir, ich hätte mich erst zu 72 Prozent an die Höhe akklimatsiert… Wie auch immer, die Morgensonne auf dem Sitzplatz macht das wieder wett und wir werden heute sowieso in tiefere Lagen dislozieren. Gemütliches Zusammenpacken und Frühstücken. Ich liebe hier die heisse Schokolade mit Mandelmilch. So fein. 

 

Unsere Wanderschuhe übrigens, wurden nach jedem Trekking geputzt und zwar sind sie so sauber, als hätte ich sie erst gerade gekauft! Danke vielmals für diesen Service 🤍 Gestern durften wir noch in der Küche vorbeischauen, um uns bei dieser unsagbar tollen Crew für das stets feine und liebevoll angerichtete Essen zu bedanken. Das war uns ein grosses Anliegen! Sie haben das zu Zweit gemanagt... Wahnsinn.

 

Noch diese Geschichte: Im Hotel hatte es amerikanische Gäste. Eine Mutter mit ihren zwei, rund 20jährigen Söhnen. Die flogen aus den USA von Colorado über New York und Istanbul nach Kigali. Machten am nächsten Tag das Gorilla-Trekking. Man beachte die Zeitverschiebung! Nach dem Trekking ging es direkt wieder nach Kigali zum Flughafen und den gleichen Weg zurück. Wie verrückt ist das denn?! Leider läuft das Öfters so. Beim Gorilla-Trekking-Hauptquartier hat es nur so von Amerikanern gewimmelt. Es scheint ein «Gorillas auf der To-do-Liste» abhacken… Ich kann das nicht nachvollziehen und bin dankbar konnten wir das liebevolle Trekking und die so bereichernde Zeit in Uganda erleben. 

 

Nachdem wir das mitbekommen haben, sprachen wir darüber, wohin wohl das viele Geld der Gorilla-Trekkings fliesst. 20 Gorillagruppen à acht Personen die in Ruanda, jeder 1500 Dollar bezahlt und das jeden Tag während der Trockenzeit… Und dann gibt es den Präsidenten Paul Kagame der Millionen dem Fussbalclub Arsenal spendet, damit «Visit Ruanda» auf dem Ärmel der Spielershirts steht. Die einen mögen das für einen guten Marketingschachzug halten… 

 

Nun, da scheinen also Millionen vorhanden, doch die normale Bevölkerung sieht davon leider nichts. Im öffentlichen Raum übrigens, ist es verboten zu Rauchen. Man sieht wirklich niemanden rauchen und morgens, da werden die Strassen jeden Tag von Hand gewischt. Das Bild gegen Aussen muss stimmen. Tatsächlich ist es hier sauberer als in der Schweiz und das will, im internationalen Vergleich, etwas heissen. In Ruanda besteht auch eine Helmpflicht und wie schon erwähnt, muss das Auto sauber sein. Das Auto zu waschen kostet etwas mehr als 10 Dollar, das ist vergleichbar mit unseren Preisen einer Autowaschanlage. Im Vergleich zu den Löhnen hier, ist das jedoch sehr teuer. 

 

Wir sagen auf Wiedersehen. Auch von Saskia und Brian haben wir uns verabschiedet mit dem Versprechen, sie in Johannesburg zu besuchen. 

 

Tyson kommt uns wie immer gutgelaunt und mit tänzelndem Gang abholen. Er ist so eine Frohnatur! Es macht Freude mit ihm die Tage zu verbringen. Momentan sprechen Christian und er über die Toyota-Jeeps – beide haben sie in Gedanken bereits ihr Lieblingsauto konfiguriert. 

 

Wir fahren los nach Kibuye. Bald werden wir gestoppt. Sie feiern Schulabschluss auf der Hauptstrasse. Das dauert… Unsere Option ist umzudrehen und eine kleinere Strasse zu nehmen. So machen wir es. Am Strassenrand wird Bambus verkauft, werden Haare geflochten, Wasserkanister getragen und warenbeladene Fahrräder geschoben. Es ist einmal mehr ganz schön was los!

 

Die vollbeladenen Fahrräder sind bergab schneller als ein Auto und sie haben keine Bremsen. Der Fuss in Flipflops oder ähnlichem Modell muss zum Bremsen reichen! Ich erinnere mich, wie Lias einmal als kleines Kind auf einer Bergwanderung mit Like-a-Bike, von Milez zurück nach Rueras, seine Wanderschuhsohlen bergab durchraffelte… 

 

Wir lachen im Auto sehr über all die Situationen auf der Strasse und unsere Vergleiche. Ich sage, dass ich schon meinen Rucksack in meinem Fahrradkorb merke, wie ist es möglich hunderte Kilos von sperrigen Waren zu transportieren?! Zu Diskussionen führen auch all die Temporadarfallen. Alle paar hundert Meter steht eine. Tyson meint, erste Einnahmequelle in Ruanda ist der Tourismus, die Zweite die Tempobussen 😂 Das Überholen der vielen Lastwagen erweist sich als etwas schwer, denn Tyson sitzt ja auf der falschen Seite des Autos. Also muss Christian sagen, wenn die Strasse für ein Überholmanöver frei ist und, davon gab es etliche. Ja, es ist gerade etwas mühsam mit all den Lastwagen. Wir sind sehr langsam unterwegs und es stinkt fürchterlich nach überhitzten Bremsen. 

 

Das erste Mal schlafe ich im Auto ein. Die schlechte Nacht hat mir doch ziemlich zugesetzt. Als ich erwache sind wir hoch über dem See. Wir queren Zuckerrohr- und Teeplantagen und es riecht nach den Eucalypthuswäldern. Die kurvenreiche Fahrt setzt mir weiter zu. Mir ist schwindlig. Ich habe Kopfschmerzen und mir ist auch etwas schlecht. Doch ich möchte die Fahrt nicht missen und mich schon gar nicht beklagen, denn, unterwegs besuchen wir die Kirche von Kibuye 😞

 

Die Menschen sind während des Genozids in diese Kirche geflüchtet, haben Schutz gesucht. Alleine an diesem Ort starben über 1000 Menschen. Kinder, Mütter, Väter, alte und junge Menschen. Die Aussicht von der Kirche auf den See ist prächtig. Wären da nicht die Gräber, Totenschädel und das Wissen dieser Gräueltaten. Wir werden still, schauen die Menschen, die uns davon berichten, betroffen an. 

Was für ein Kontrast. 

 

Die saubere, langsame und atemberaubend schöne Stadt Kibuye erstreckt sich über das Ufer des Kivu-Sees im Westen Ruandas und bietet einen funkelnden Blick auf den blauen See, üppige Wälder, Hügel mit Pinien und Eucalyptus sowie eine farbenfrohe Fauna. Kibuye ist wohl eines der schönsten Orte des Landes. Es ist ein Ferienort für reiche Ruander. Von Kigali aus sind es gerade mal drei Stunden um an den See zu gelangen (es ist also vergleichbar mit einem Ferienhaus von Deutschschweizern im Tessin, irgendwie ist die Stimmung hier auch ähnlich). Die wunderschönen Landschaftsvillen, vornehmen Hotels und Clubs nehmen praktisch die gesamte Uferprominade des Kivu-Sees ein und bilden einen krassen Kontrast zum afrikanischen Stadtteil oder dem Leben auf dem Land. In dem nahezu mediterranen Klima sind auch Wassersportarten wie Windsurfen und Wasserski auszumachen. Es gibt sogar Strände. 

Wir schlafen im «Cleo Lake Kivu». Es liegt auf einer Klippe, die bis zum Ufer des Sees reicht. Die Aussicht ist traumhaft. Die Sonne wird von der spiegelglatten Oberfläche des Sees reflektiert, im Hintergrund hört man das sanfte Rauschen der Eucalyptusblätter und das Kreischen der Vögel. Ein magischer Moment. Nach dem späten Mittagsschlaf unternehmen wir einen Spaziergang zum See. Wir sehen die Fischer jeweils in Dreierformation und mit lauten Rufen rausfahren. Abends erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Danke Ruanda. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Margrit (Mittwoch, 03 Juli 2024 21:19)

    Danke für die interessanten Artikel und schönen Fotos. Also die Transporte mit den Velo sind sehr eindrücklich

  • #2

    Gebhard Esther (Donnerstag, 04 Juli 2024 10:56)

    Liebe Sarah
    Danke für all deine reichhaltigen, mit Hintergrundinformationen und aussagekräftigen Bildern bereicherten und mit viel Gefühl inspirierten Berichte! So durfte ich ein bisschen an eurer Reise teilhaben - das freute mich - herzhaften Dank! :-)
    Esther