Gemeinsam mit den Fischern gleiten wir in den Sonnenuntergang. Ihnen bei den Vorbereitungen ihrer Arbeit auf dem See zuzuschauen, ist beeindruckend. In der Dunkelheit fahren wir dann mit den Geräuschen der Nacht; Frösche die quaken, Vögel die zwitschern und den Wellen welche am Boot brechen, zurück. Uns begleiten die aufgehenden Sterne. Was für ein friedvoller und wunderschöner Moment. Der Abend wird von einem – extra für uns gekochten – extrem feinen, 5-Gang-Menü gekrönt. Was für eine schöne Überraschung! Danke Justin ✨
Umschlossen von steilen, grün bewachsenen Hügeln erstreckt sich der Kivusee. Wir sind nun wieder auf rund 1556 Meter Höhe. Das heisst, 1000 Höhenmeter tiefer als die letzten Tage. Das merkt man an den Temperaturen, es ist sommerlich warm und der dicke Pullover, auch die Bettflasche sind tempi passati. Es ist Kurze-Hosen-Zeit 😅 Der See ist gross. Achtmal so gross wie der Genfersee in der Schweiz. Der Grenzverlauf zum Kongo zieht sich mitten durch den See. Der grössere Teil des Sees liegt im Kongo (58 Prozent). Der See beherbergt verschiedene Fischarten. Hauptsächlich Buntbarsche, Karpfenfische und kleine Sardinen (in den frühen 1950er Jahren von Belgiern ausgesetzt) und Welse. Dies als Info für Andi, meinen Nachbarn – ich sende einen lieben Gruss in den Norden 😉 Die Fische schmecken gut, vorallem diese kleinen fritierten Sardinen die uns als Spezialität angepriesen werden.
Wir werden am frühen Morgen vom wohlklingenden Singsang der rückkehrenden Fischer auf ihren Einbäumen geweckt. Sie singen, damit sie die schwindenden Kräfte überbrücken, respektive letzte Kräfte generieren können. Langsam lichtet sich der Dunst, und die ersten Sonnenstrahlen fluten den See mit Licht; aus den Bergwäldern gegenüber hört man auch bereits geschäftiges Treiben. Diese Stimmung des Morgens zieht mich in seinen Bann. Es ist als würde man in einem Paradies erwachen.
Wir machen eine Bootstour auf dem Kivusee und schippern zu verschiedenen kleinen Inseln, auch zur Amahoro-Insel, der Insel des Friedens. Wir werden mit dem Boot direkt am Ufer des Hotels abgeholt. Die Insel ist ein ruhiger und beschaulicher Ort an der Nordspitze des Kivusees und ist ideal für Vogelbeobachtungen. Bauern bringen ihre Kühe und Ziegen per Boot zum Weiden auf die Inseln. Lustig oder? Die Kühe selbst wechseln die Inseln (jedenfalls kurze Distanzen) schwimmend…?! Die Insel macht ihrem Namen alle Ehre. Es ist eine wirklich friedliche Atmosphäre. Der See ist so gross, dass sich bei uns das Gefühl einstellt, auf dem Meer unterwegs zu sein. Es ist wunderwunderschön. Das Licht, das Glitzern und die verwischten Grautöne der Berge im Hintergrund. Die Inseln selbst leuchten in ihrem grünen Blätterkleid. Magisch.
Doch die Idylle um den See trügt. Der Kivusee ist vermutlich der schönste, bestimmt auch der ressourcenreichste und zugleich gefährlichste Süsswassersee Afrikas. Kein anderes stehendes Gewässer der Welt enthält soviel Methan. Ja, die Besondernheit des Kivusees findet man ab 180 Metern Tiefe. Dort findet sich eine grosse Menge an Kohlenstoffdioxid, Methan und Schwefelwasserstoff. Durch den hohen Druck des Wassers wird das Gas in der Tiefe gefangen und kann nicht an die Oberfläche steigen. Eine Gefahr für die rund zwei Millionen von Menschen in der Region besteht trotzdem. Um diese Gefahr zu bannen pumpt ein Unternehmen das Methan ab und betreibt mit dem Gas ein Kraftwerk. Ob das wirklich hilft die Gefahr zu bannen, ist jedoch fraglich und nicht belegt.
2002 brach der Vulkan Nyiragongo aus. Er verwandelte die Idylle um den See in ein Inferno. Mächtige Lavaströme ergossen sich Richtung Goma (Kongo) und der nördlichen Grenze von Ruanda, wobei ein Drittel von Goma, insbesondere das Stadtzentrum zerstört wurde. Experten befürchteten, dass der Lavastrom in den Kivusee fliessen und in Verbindung mit den unterirdischen Gasen gefährliche Explosionen auslösen könnte. Hunderttausende Flüchtlinge retteten sich aus Goma, kehrten jedoch relativ schnell wieder zurück, da die Lavaströme nachliessen.
Auch während der Coronazeit 2021 gab es einen Zwischenfall mit dem See. Es bildeten sich Magmakammern unter dem See, die aber nicht ausbrachen und wieder erstarrten. Die Schichtung des Sees wurde bei keinem dieser Ausbrüche beeinträchtigt.
Wer zum Methangas-Thema mehr lesen möchte: https://www.nzz.ch/wissenschaft/lake-kivu-der-killersee-ld.1779873
Es ist also ein ruhiger Einstieg in den Tag, den wir später auf unserer Terasse mit Blick auf den See, respektive ich, im Bett, weiterführen. Ich bin nicht «zwäg». Der Höhen- und Temperaturwechsel setzt mir gewaltig zu. Mein Kreislauf tut schwierig. Mir ist furchtbar schummrig und meine Stimme ist belegt. Ausserdem habe ich Kopfschmerzen. Aus Erfahrung weiss ich, das ist kein gutes Zeichen. Also sofort einen Gang runterschalten. Ich versuche zu schlafen, doch das Hotel ist so ringhörig. Geht nicht. Also versuche ich mit Meditationen und Yoga Nidra Ruhe zu bekommen.
Gestern Abend fiel schon das Einschlafen schwer. Zuerst trällerte der Lautsprecher Loungemusik gen unser Zimmer (also es tönte, als wäre die Musik in unserem Zimmer) und dann, als endlich Ruhe war, begann zuerst die WC-Spülung zu tropfen und dann auch noch die Dusche 😩 Und ich, ich bin doch so empfindlich gegenüber Geräuschen. Ohje, sag ich nur.
Wir geniessen am späteren Nachmittag die Gesellschaft von Tyson und später den Sonnenuntergang auf dem Boot. Danke Fidel und Emabre für diesen unvergesslichen zauberhaften Augenblick!
Morgen fahren wir in Richtung Akagera-Nationalpark. Ich hoffe auf die ersten Zebras und natürlich weitere Wildtiere wie Löwe, Giraffe und co.
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Doris (Donnerstag, 04 Juli 2024 21:44)
En liebe gruess zrugg
Vreni (Freitag, 05 Juli 2024 12:42)
Auch heute haben wir die tollen Bildreportagen und sehr interessanten Bericht gelesen und versucht so einen Sprung zu euch zu machen. Hoffentlich geht es dir liebe Sarah wieder gut, so dass ihr die restliche Zeit noch voll geniessen könnt. Wir freuen uns auf euch!