Mehr als 800’000 Menschen der Bevölkerung von Ruanda starben beim Genozid. Männer töteten ihre Frauen und Kinder oder Frauen ihre Männer, weil sie der «falschen» Ethnie angehörten. Unvorstellbar. Grauenvoll. Wir fahren am Völkerdenkmal «Nyange-Schule» vorbei. Wir sind zu früh dran, leider ist es noch geschlossen.
Drei Jahre, nachdem der Völkermord an den Tutsi im Jahr 1994 von den Rebellen der Ruandischen Patriotischen Front (RPA) gestoppt wurde, kehrte die besiegte ethnisch extremistische Miliz (oder Ex-FAR) aus der Demokratischen Republik Kongo zurück, um Gemeinden innerhalb Ruandas zu terrorisieren. Im März 1997 griffen Aufständische, die gegen die Regierungstruppen gekämpft hatten, eine Sekundarschule im Ngororero-Distrikt an und töteten Schüler, nachdem sie sich dem Befehl widersetzt hatten, sich von den Hutus zu trennen, damit die Tutsi-Schüler identifiziert werden konnten.
Ja. Da wird man still und nachdenklich. Ist erschüttert. Ich jedenfalls habe noch all die schrecklichen Bilder und Nachrichten von damals in meinem Kopf. Immer wieder fahren wir an einem Mahnmal vorbei. Grauenvoll dieser Genozid. Mir kommen auch die Bilder des Holocaust hoch oder die der heutigen Konflikte und Verbrechen. Und Wut! Ich denke an all das rechtsgelagerte Gedankengut, welches wieder in unserer Gesellschaft durchdrückt. STOP DAMIT.
Der Akagera Nationalpark grenzt an Tansania im Osten Ruandas und ist das grösste geschützte Feuchtgebiet Zentralafrikas und der letzte Zufluchtsort für Savannenarten im Land. Der Park erstreckt sich über eine weitläufige Ausdehnung von tief liegenden Bergen und Savannenebenen und auch über die hügeligen Hochlandwälder, sumpfgesäumten Seen und Feuchtgebiete des Kagera River. Krokodile und Nilpferde suhlen in den wässrigen Becken des Parks, Raubtiere wandern durch seine Akazienhaine und Elefanten, Zebras, Giraffen, Büffel und andere Tiere ziehen über die Wiesen. Der Park beherbergt eine grosse Artenvielfalt und bietet eine Vielzahl von seltenen Arten sowie eine Fülle von Säugetieren und Hunderten von Vogelarten – 520! Ausserdem herrscht hier die grösste Flusspferdedichte Afrikas. Juhuuu! HIPPOS 😊
In Akagera wimmelt es von Steppenwild und der Park verfügt auch wieder über eine gesunde Population von Löwen. Diese wurden nach 20jähriger Abwesenheit 2015 wieder in den Park eingeführt. 2017 folgte die Wiederansiedelung der schwarzen Nashörner und erst 2021 wurden die Breitmaulnashörner ausgewildert. Das Naturschutzgebiet beherbergt auch eine gute Dichte an Leoparden – doch wie wir wissen, sind diese sehr scheu. Ziel ist es, dieses geschützte Savannenökosystem weiter zu schützen und damit auch die seltenen Tiere, unter anderem den Schuhschnabel.
Ich freue mich riesig auf diesen Park. Doch wir müssen ihn uns hart verdienen. Ich weiss nicht, ob unsere Reiseleitung (us Züri) die Fahrdistanz im Kopf hatte... Wir sind schlussendlich 11 Stunden unterwegs! Wir sind früh am Morgen los, kriechen bald hinter stinkigen Lastwagen den Berg hoch. Die Überholmanöver sind gefährlich. Vor Kigali nimmt der Verkehr zu und wir stecken bald im Stau. Mühsam. Wir kämpfen uns durch die Stadt.
Als wir durch sind, wird es schnell wieder ländlich. Wir queren Zuckerrohr- und Reisfelder. Landschaftlich ist es sehr reizvoll mit den kleinen Feuchtgebieten, Seen oder Feldern. Wir sehen auch wieder vollbeladene Fahrräder – Bananenstauden, Eierkartons, Holz, Zuckerrohr, Wasserkanister, Möbel – alles wird aufs Fahrrad gebunden. Die Gepäckträger sind hier gepolstert und die Frauen sitzen im «Damensitz» darauf, meist mit Waren beladen. Auf der Strasse herrscht ein einziges Durch- und gleichzeitig Miteinander. Ich habe oft bange Momente wenn wir da überholend, zwischen kleinen Kindern, beladenen Fahrrädern, allgemein zwischen den Menschen, mit Tempo 60 oder 80 durchbrettern 🥺
Wir nächtigen im «Wilderness Magashi». Es liegt komplett abgelegen. Tyson übergibt uns Leo, er ist unser Guide für die nächsten zwei Tage innerhalb des Parks. Wir fahren nochmals eine Stunde Schotterpiste und werden singend und klatschend im Camp empfangen. Ich habe mich sehr auf diesen Ort gefreut. Nicht gerade günstig, jedoch jeden einzelnen Rappen wert. Es ist wunderschön 🥰 Das Camp liegt in der phänomenal vielfältigen nordöstlichen Ecke des Akagera-Natinalparks mit Blick auf den malerischen Ruwanayakazings-See. Wir haben bereits einen Löwen (weit weg), Zebras und Büffel gesehen. Unser Zelt steht auf Holzpflöcken im Wasser. Wir hören Frösche und Hippos. Wir schlafen also über den Hippos. Das wird wieder eine abenteuerliche Nacht!
Afrika. Langsam werden wir wehmütig. Unseren letzten Tage sind angebrochen und das an diesen magischen Ort Magashi.
Heute gehts richtig früh ins Bett. Guet Nacht.
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