Wir erleben mitten auf der Strasse eine Zebrageburt! Bis das Kleine steht, geht es rund eine halbe Stunde. Selbst Leo hat noch nie eine Geburt gesehen. So stehen wir staunend an der Strasse um diesem wundervollen Moment beizuwohnen. Die Zebraherde beschützt die Mutter mit ihrem Neugeborenen. Das ist schön zu sehen, sind die beiden doch grad sehr verletzlich so mitten auf der Strasse! Wir geben dem Zebra den Namen: Ka muhanda (geboren auf der Strasse). Die Geschichte wird im Newsletter des Wilderness Camp erscheinen. Leo hat so fleissig fotografiert wie ich.
Wir erleben ein anderes grosses Ereignis auf der Strasse. Es folgt für uns die reinste Odyssee. Paul Kagame, der Präsident, ist im Land unterwegs... Es sind keine Autos auf der Strasse ausser wir 😬 Alles ist sauber geputzt. Überall hängen Wahlflaggen. Alle paar Meter steht die Polizei (Tausende von Polizisten müssen das sein). Die Menschen säumen schön angezogen den Strassenrand. Alle warten. So geht das kilometerweit. Dann werden auch wir gestoppt und angehalten SCHÖN zu parkieren. Wir warten der Dinge die da kommen, sind noch guten Mutes und teilen Dar-Vida-Cracker mit Tyson. Es ist heiss im Auto.
Paul Kagame übrigens, war scheinbar zwei Tage vor uns im Lake Kivu-Hotel. Wir warten. Nebenan im Bus schreit ein Neugeborenes. Bei uns ist es schon heiss, wie heiss muss es in diesem überfüllten Bus sein… Wir stehen schlussendlich drei Stunden und kommen uns wie in einem Gangster-Verbrecherfilm vor. Es rasen x schwarze SUVs (geschätzt mehr als 120) in einem Höllentempo an uns vorbei. Immer wieder. Mhhh, war da jetzt wo schon der Präsident drin…? Wir haben keine Ahnung und stehen weiter. Verrückt. Wir sitzen einfach fest. Kinder spielen Fussball und daneben steht die Polizei in Vollmontur mit Gewehr. UNGLAUBLICH. Tyson meint: «Würde das in meinem Land passieren, würde ich posten, dass ich mit Touristen über Stunden festsitze».
Die Menschen hier haben grundsätzlich einen anderen Rhythmus als wir. Sie gehen hier früh zu Bett und stehen früh auf. Um sechs Uhr abends geht die Sonne unter. Um halb sieben Uhr ist es dunkel und spätestens um sechs Uhr morgens (eher früher) wird man von den Vögeln geweckt. Nachdem mir die Höhe so zugesetzt hat, merke ich auch dieses frühe Erwachen immer mehr. Beides sind für mich zwei Unbekannte welche mir so bei der Planung der Reise nicht bewusst waren. Es ist wie es ist. Ich versuche das Beste aus der Situation zu machen.
Der Abschied im Magashi-Camp fällt mir sehr sehr schwer. Es ist ein unbeschreiblich schöner und friedlicher Ort, mit sehr netten, offenen, aufmerksamen und herzlichen Menschen. Leo, Rachel, Samuel, Innocent, Charles, Gloria, Herman… Es ist für mich ein tränenreiches «Tschüss sagen». So eine Reise, so eine Unterkunft leistet man sich ja auch nicht alle Tage. Ich bin sehr dankbar für diese wunderschönen und eindrücklichen Momente und mag mir gar nicht vorstellen wie das morgen beim Abschied von Tyson wird. Doch soweit sind wir noch nicht.
Wir haben eine letzte Pirschfahrt vor unserer Ausreise aus dem Park. Wir sehen Löwenspuren und auch den Tieren merkt man an, dass Löwen im Territorium sein müssen. Sie verlassen die Gegend, ziehen weiter. Vor drei Wochen wurde in der Nähe eine Giraffe von Löwen getötet. Seither meiden die meisten Tiere diese Region. Schon sehr eindrücklich dieses Giraffen-Skelett… Immer wieder sehen wir frische Löwenspuren, doch leider keine Löwen, obwohl gestern 11 Löwen ein Zebra verspiesen haben. Wir sehen auch Hippospuren. Hippos machen Wege bis zu sieben Kilometer um zu fressen. Deshalb bleiben sie wohl schlank 😂 Um den Weg retour zum Wasser zu finden, markieren sie den Weg mit ihrem Dung und verteilen ihn dann mit den Füssen.
Immer wieder sehen wir Brandherde oder bereits abgebrannte Flächen. Kontrollierte Buschbrände werden in Ugandas und Ruandas Savanne gelegt, damit frisches Gras nachwächst für die Antilopen. Auch die Bauern wählen diese Methode um für ihr Vieh frisches Gras zu erhalten. Oder, um mehr Land zu gewinnen. Manchmal geraten diese kontrollierten Feuer ausser Kontrolle. So geschehen in der «Park View Safari Lodge». Diese Lodge wurde wirklich ein Raub der Flammen und musste komplett neu gebaut werden. Ich hatte das also richtig im Kopf…
Wir melden Marco Schommer unsere Verspätung und sind einfach dankbar, als wir endlich in Kigali eintreffen. Irgendwann konnten wir dann los. Rasten zwischen all den Konvoi-Fahrzeugen gen Kigali. Bis wir wieder umgelenkt wurden… Wir fahren über rote Schotterpisten. Die Alternative wären nochmals drei Stunden warten gewesen, da der Präsident auf dem Retourweg nach Kigali war. Es ist bereits Abend als wir endlich ankommen. Ohne Mittagsrast, ohne Pinkelpause. So war das nicht geplant. Ich bin völlig erledigt. Marco und Dianne empfangen uns sehr herzlich und es ist schön bei einem unkomplizierten Znacht mit ihnen Schwiizertüütsch zu plaudern. Endlich können wir auch das Aromat, die Kaffeekapseln und den Thomysenf abladen.
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