Zusammen mit Grillengezirpe, Schattenspielen, den leisen Schritten des Gärtners und dem Füllen der Spritzkanne erwache ich. Gemächlich. Sowieso mag
ich die Stimmung in der Lodge, ein Töpfeklappern, Summen oder leises Singen ist immer da, Stimmengemurmel, Lachen, der Wind, das Quitschen der Fensterläden und auch das entfernte Rauschen des
Meeres. Die Gespräche vor Ort sind bereichernd und herzlich. Vorallem mit Aliane.
Aliane möchte besser Englisch lernen und er spricht viel mit uns. Er ist sehr sehr höflich und bemüht. Wiederholt gerne jedes Wort, auch beim Tisch aufdecken; fork, knife, your wather Madam. Your
welcome Madam. Und wir lernen von ihm im Gegenzug Portugiesisch. Es ist ein miteinander. Wie in einer Familie. Einfach schön.
Ja, mit den Sprachen ist das hier eine Sache. In der Schule lernen die Kinder Portugiesisch (wie wir hochdeutsch) und Englisch. Ansonsten ist die Sprache Kreol und da verhält es sich wie bei uns
mit dem Schweizerdeutsch, jeder spricht und schreibt anders; der St.Galler versteht den Walliser unter Umständen nicht oder will ihn nicht verstehen…
Ansonsten sprechen hier auch viele französisch – der Einfluss vom nahen Senegal ist gut spürbar. Fatima kommt aus dem Senegal. Wir lesen sie heute auf dem Nachhauseweg, die Kleine hat sie
Huckepack umgebunden, am Strassenrand auf und fahren sie ins Dorf.
Wir verbringen hier wertvolle Zeit als Familie, es sind wohl die letzten grossen Ferien so alle zusammen. Wir führen viele, auch sehr tiefgründige Gespräche Queerbeet. Natürlich auch über das
Gesehene und Erlebte auf den verschiedenen Inseln. Jede Insel, der Alltag und die Bewohner waren nämlich anders bunt ☺️ Hier auf Boa Vista ist es sehr karg, weitläufig und wenig besiedelt. Doch
die Farbenwelt der Natur ist gewaltig! Ocker-, Rot- und Grüntöne in allen Nuancen und dann die Farbe des Meeres – wie gemalt in Aquarell. Die Menschen hier auf Boa Vista sind eher zurückhaltend,
jedoch sehr sehr freundlich und hilfsbereit, ausserdem wissbegierig.
Auf São Vicente war es quirrlig, abwechslungsreich, die Menschen offen und sehr kontaktfreudig. Überall lief Musik! Auf Santo Antão war es grün und fruchtbar und auf Santiago war das Leben
spürbar (noch) einfacher als sowieso schon auf den Inseln. Und, es gibt viele Menschen auf Santiago. Sehr viele und so hat es einfach zu wenig von allem für alle. Das merkt man. Unsere Unterkunft
war zum Beispiel mit Nachtwächter und Stacheldraht gesichert. In Praia war tatsächlich der einzige Ort, wo ich vorsichtiger unterwegs war.
Unsere Reise ist EIN-drücklich und zum Teil auch BE-drückend. Sie zeigt einmal mehr, in was für einem Überfluss wir uns in der westlichen Welt bewegen, uns eingeschlossen. Wenn die falsche Form
eines Rüeblis oder abgebrochene angeklebte Fingernägel stressen; DAS Leute, sind keine Probleme, denn hier ist es normal zu hören: «Haben wir heute nicht», oder sogar leere Regale vorzufinden.
Trotzdem ist alles «No Stress» und dieses Lebensgefühl kommt von Herzen. Und das merkt man. Die kleine Maria-Antonia quickt jedenfalls vor Freude als sie uns sieht und ich quicke auch 🥰
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